Sonntag, 29. April 2007

27.04.2007 Die neunte Gruppenstunde

Heute haben wir uns im Pfarrheim getroffen um das Plakat für den Stehempfang zu gestalten.
Wir haben uns entschlossen nochmal das Thema Kritik an der Kirche aufzugreifen...das hatten wir ja schon mal durchgekaut und auch das Ergebnis an die Gruppe mit der Firmzeitung gegeben.
Hier als unser Ergebnis:


Ja da wäre noch ein Thema das wir heute besprochen haben... wie ist eigentlich der Ablauf der Firmung und was hat es mit dem Sakrament so auf sich?
Und was bewirkt es überhaupt?

Die Firmung ist wohl das am wenigsten greifbare Sakrament:
Das eigentliche Ereignis, die Herabkunft des Heiligen Geistes, geschieht still.
In der Taufe veranschaulichen das Wasser, das weiße Kleid und die brennende Kerze, was geschehen ist. In der Eucharistie können wir Jesus Christus in seinem Leib und seinem Blut sichtbar empfangen.
In der Firmung sind die Zeichen unscheinbarer, deshalb fällt es uns auch schwer, die Bedeutung und den Sinn der Firmung zu erkennen.
Taufe und Firmung als eigenständige Sakramente gibt es seit der Kindertaufe. Weil in der Kindertaufe die Eltern nur stellvertretend für das Kind den Glauben bekennen, wurde die Firmung zur Taufbestätigung.
Nach diesem Verständnis konnte die Firmung gespendet werden, sobald das Kind im unterscheidungsfähigen Alter war, manchmal sogar vor der Erstkommunion.
Heute ist es üblich, junge Menschen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren zur Firmvorbereitung einzuladen. Dieses Alter der Jugendlichen macht ein Verständnis von Firmung deutlich, das über die Vollendung der Taufe hinausgeht. Die Jugendlichen befinden sich an der Schwelle zum Erwachsenwerden.
Der Übergang in eine neue Verantwortung ereignet sich auch in der Firmung.
Die Firmung wird zum "Sakrament der Mündigkeit".
Sie bedeutet einen ersten Schritt ins Erwachsensein innerhalb der Kirche, mit ihr beginnt die Sendung des einzelnen in die Welt.

Wenn wir einmal nur diesen Initiationscharakter der Firmung betrachten und ihn mit den Initiationsritualen nicht-christlicher Kulturen vergleichen, erscheinen die Handlungen der Firmung äußerst unspektakulär: es werden den Firmbewerbern keine dramatischen Prüfungen abverlangt, sie müssen nicht wie Gleichaltrige anderer Kulturen auf Essen, Trinken oder den Schutz der Familie verzichten, um die Erfahrung des Erwachsenwerdens zu machen.

Eltern und Erzieher bekommen heute schon ein schlechtes Gewissen, wenn ihre Schützlinge bei Kleinigkeiten die eigenen Grenzen spüren müssen. Wir wagen uns nicht mehr, die Jugendlichen herauszufordern.
Dabei sehen wir heute immer wieder, dass nicht wenige Menschen außergewöhnliche Erfahrungen suchen, den sogenannten "Kick". Sie flüchten sich in Ersatzrituale, die häufig genug nicht ins Leben führen, sondern lebensbedrohlichen, zerstörerischen Kräften Raum geben.

Doch in der Unscheinbarkeit und Stille der Firmspendung senkt sich auf die Jugendlichen der Heilige Geist herab, der "Herr ist und lebendig macht".
Er will alle Menschen in die "Kunst des Lebens" einführen.
Er will Lebensfreude und Begeisterung schenken.
Die Firmung ist ihrer Bedeutung nach ein Fest der Lebenslust.
Wir können sagen: "Mit dem Erwachsenwerden fängt ein herrliches Leben an!
Jetzt sind unsere Fähigkeiten und Kräfte ausgebildet und können eingesetzt werden."
Wir glauben dabei nicht naiv, dass uns nun alles leicht gelingt.
Gerade am Übergang zum Erwachsensein tauchen viele Probleme erst auf, die ohne Selbständigkeit nicht da wären.

Das lateinische Wort "firmare" heißt "befestigen, bestärken, tauglich machen, zum Stehen bringen".

Wenn die Jugendlichen bei der Firmung vor dem Bischof stehen, dann drückt ihre Körperhaltung schon das aus, was der Heilige Geist in ihnen bewirken will:
Er will ihnen Stehvermögen schenken, will ihnen helfen, zu sich selbst zu stehen, einen Standpunkt zu haben, standhaft zu sein, wenn Schwierigkeiten in ihrem Leben auftreten.
Es nützt nichts, die möglichen Schwierigkeiten vorher schon einmal durchzuspielen, den Umgang mit ihnen einfach einzuüben.
Im Ernstfall fühlen wir uns ganz anders, reagieren ganz anders. Die Firmung wappnet den einzelnen auf andere Weise.
Wenn der Bischof seine Hände auf den Kopf jeder Firmbewerberin und jedes Firmbewerbers legt, drückt er damit aus, was der Heilige Geist im Leben jedes Menschen sein möchte: Beistand.

Auch die Firmpaten drücken dies durch ihr Dabeistehen aus. Sie wollen den Jugendlichen in ihrem Christsein Rückendeckung geben.
Wir spüren selbst, wie wichtig diese persönliche Unterstützung im Glauben heute ist, wie gut die Nähe eines Menschen tut.
Die Salbung mit Chrisamöl hat eine ähnliche Bedeutung. Chrisam ist eine Mischung aus Olivenöl und Balsam.
Olivenöl gibt dem Leben die richtige Würze, so dass wir unser Dasein genießen können.
Balsam kennen wir als Heilmittel in dem Ausdruck "Balsam für die Seele".
Am Übergang in die Selbstverantwortung werden alte Wunden aus unserer Kindheit geheilt und wir schöpfen Kraft für die Herausforderungen, die uns nun erwarten.
Im Firmritus zeichnet der Bischof den Jugendlichen mit Chrisam ein Kreuzzeichen auf die Stirn, nennt den Firmnamen und spricht: "Sei besiegelt durch die Gabe Gottes, den Heiligen Geist."
Er bringt damit zum Ausdruck, dass die Welt nun keine Macht mehr über den Firmling hat.
Ein Siegel schützt vor Fälschung. Gott sagt: "Ich weiß, wer Du bist, Du brauchst mir nichts vorzumachen. Ich sehe, was Deine Originalität bedroht, und ich beschütze Dich deshalb."
Ein Siegel spricht auch für Qualität. Gott sagt: "Du bist mir wertvoll. Ich selbst habe Dich so wunderbar gestaltet. Du gehörst zu mir."
Schließlich drückt Gott durch sein Siegel, das Kreuz, aus: "Ich bürge für Dich, egal, was passiert, auch wenn mich das den Tod kostet. Wenn Dich jetzt Vater und Mutter verlassen, ich verlasse Dich nicht."
Es sind diese Zusagen Gottes, die allen Gefirmten, also auch uns, die Kraft geben, Verantwortung für uns selbst und für andere zu übernehmen.
Wir sind dazu berufen, das Leben nicht an uns vorbeilaufen zu lassen, sondern selbst zuzupacken.
Wer die Firmung als Sakrament der Mündigkeit verstanden hat, fragt nicht mehr "Was bringt es mir?", sondern "Was kann ich anderen bringen?". Wozu fühle ich mich berufen? Wozu bin ich gesandt? Welcher Auftrag wartet auf mich?

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